Ich habe mir vor 2 Wochen eine FujiFilm X-Half gekauft gehabt, weil ich aus den zahlreichen Rezensionen entnommen habe, dass die Kamera toll sein soll, die Kreativität entfachen soll usw.
Die technischen Daten spare ich mir an dieser Stelle, die kann man auf vielen Seiten nachlesen, sind an sich auch nicht so spannend und sollen eigentlich bei dem Konzept auch nicht so die große Rolle spielen.
Mir war das Half-Konzept soweit fremd. Dieses kommt aus der analogen Fotografie, wo 35mm Filme eingesetzt wurden. In der Regel waren das 36erßFilme, sprich man konnte ca. 36 Fotos (die häufigste Variante) auf solch einen Film bringen. Bei Halbformatkameras wurde, wie der Name eigentlich schon verrät, nur ein halbes Foto aufgenommen, wodurch man statt 36 Fotos, 72 aufnehmen konnte. Diese waren im Hochformat. Dieses Konzept hat FujiFilm hier aufgegriffen für die FujiFilm X-Half bzw. X-HF1. Der Nachteil war, sofern das jemanden interessierte, die Qualität der Bilder wurde damit auch schlechter, das Korn deutlicher zu sehen. Dieser wesentliche Punkt hat auch meine Betrachtung auf die X-Half geändert, da auch hier nur ein halber Sensor zum Einsatz kommt, dieser aber vergleichsweise gut ist. Das hat dazu geführt, das ich am Ende schwarzweiß Fotos mit extra eingestellter Körnung belichtet habe.
Beginnen wir mit den negativen Dingen, die die meisten digitalen Fotografen in der Kamera sehen werden. Das ist einmal ein langsamer Autofokus, eine langsame Auslösung, ein brauchbares ISO bis ca. 1600, schlecht für Fotos bei schlechtem Licht (erinnert mich an die alten Kompaktkameras), das zu kleine Display (womit man aber leben kann) was manchmal etwas fummelig ist und auch schlecht zu lesen, wenn das Alter eine Rolle spielt. Fürs Filmen ist sie meiner Meinung nach nicht geeignet, diese Funktion hätte man aus meiner Sicht komplett auslassen können, das kann jedes Smartphone besser. Selbst für unter 200 Euro.
Das Positive an der Kamera ist, sie lädt zum Spielen ein. Man ist eher geneigt, auch viele unnötige Fotos zu machen weil sie klein und handlich ist, man sie einfach nicht so ernst nimmt. Sie glänzt mit den typischen Fuji-Filmsimulationen (eigene kann man leider nicht erstellen). Mit der Funktion, zwei Bilder auf ein Foto zu packen, sprich nebeneinander, um ein normales Fotoformat (35 mm) zu bekommen, kann man kurze und einfache Stories erstellen. Das scheint auch großen Anklang zu finden, für mich allerdings kein Thema, das geht auch ohne der Funktion.
Was ich sehr gut gefunden habe und was mir auch gefallen hat, ist die Filmsimulation. Ein Foto machen, das Bild nicht sehen, den Film weiterdrehen und das nächste Foto machen. Da kommt auch ein weiterer Punkt dazu, der mich stört: Ich hätte echt gerne den manuellen Fokus verwendet, aber durch den Sucher weiß man leider nicht, ob man nun scharfgestellt hat oder nicht. Das lässt dann mehr das Feeling einer billigen Einwegkamera aufkommen als das der "echten" Fotografie. Es ist einfach nur ein Glas durch das man schaut.
Die Kamera hat mir in den zwei Wochen, bevor ich sie wieder verkauft habe, zwar Spaß gemacht, mir aber nicht das Gefühl von analoger Fotografie gegeben, weil ich so eine Knipse nicht gekauft hätte bzw. wenn ich das will, diese für 25-40 Euro auf Amazon bekomme, mit echtem Film und genauso wenig Einfluss und Entscheidungsfreiheiten. Und da sind wir dann auch bei einem großem Punkt: Aus meiner Sicht sind die 799 Euro viel zu überteuert für das was einem die Kamera liefert. Ja sie lädt zum Spielen und Experimentieren ein, aber sie fördert definitiv nicht meine Kreativität. Ich kann natürlich hier nur von mir sprechen, aber mehr als 400 Euro würde ich dafür nicht noch einmal ausgeben. Es sei denn, Fuji bringt mehr Funktionen, die mehr dem analogen Feeling entspricht wie z. B. eine Lösung wie man manuell fokussieren kann im Filmsimulationsmodus. Und ein RAW-Format wäre auch wünschenswert.
Vielleicht noch als Tipp für jene, die mit dem Scrollen auf dem kleinen Display kämpfen: Ich habe mir ein Schutzglas für die freien Flächen des Displays gekauft und mit diesen hat das Scrollen dann problemlos funktioniert. Ich vermute einfach, dass hier das Problem ,die Vertiefung und die kleinen offenen Flächen des Displays sind. Durch das Glas ist die Fläche mit dem Kunststoffrahmen eben und daher leichter zu berühren.
Ich hoffe das meine Ansicht zu der X-Half für dich ggf. eine andere Perspektive bietet. Am Ende muss hier jeder für sich entscheiden, ob der Preis das "Habenwill-Gen" (wie es Steffen Böttcher so schön ausdrückt hat) aussticht oder ob es einem egal ist. Ich hole mir, da ich im Filmmodus nicht manuell fokussieren kann, dann lieber eher eine X-M5 als eine X-Half oder wie es ist, ich verwende einfach weiterhin meine X-T5 und hoffe, dass die X-E5 noch günstiger wird, denn beim aktuellen Preis würde ich eher zu einer X-T5 greifen.
Noch ein paar Bilder die ich mit der X-Half gemacht habe. Die Bilder sind jediglich verkleinert, allerdings nicht bearbeitet.